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Archäologen entdecken altes Kriegergrab
Der Tote vom Gräberfeld bei Elstorf war offenbar ein Dorfvorsteher. Kreisarchäologe will das Geheimnis seiner Herkunft enträtseln.
Elstorf. Archäologen haben auf dem etwa 1300 Jahre alten Gräberfeld bei Elstorf einen mit Lanze, Schild, Schwert und Pinzette beigesetzten sächsischen Krieger gefunden. Bei dem aufwendig bestatteten Toten handelt es sich offenbar um einen Dorfvorsteher, der um 750 nach Christus gelebt haben muss, sagt Dr. Jochen Brandt vom Archäologischen Museum Hamburg. Der Kreisarchäologe hat im Kreishaus in Winsen den Fund der Öffentlichkeit vorgestellt.
Vergleichbar bedeutende Funde hat es in den 100 Jahren Geschichte der Archäologie im Landkreis Harburg erst viermal gegeben, zuletzt vor etwa einem halben Jahrhundert. Archäologen können aus den seltenen Gräbern bedeutender Persönlichkeiten neue Erkenntnisse über die soziale Struktur in der Gesellschaft der Sachsen gewinnen.
Der entdeckte Krieger sei reich gewesen, sagt Brandt, offenbar der reichste Einwohner des Dorfes. Der stattliche, etwa 1,70 bis 1,80 Meter große Mann, habe eine politisch hervorgehobene Stellung gehabt. Er habe aber nicht dem höheren Adel angehört. Sonst hätten die Archäologen Überreste seines Pferdes in dem Grab entdeckt.
Der Kreisarchäologe tituliert die aufwendig bestattete Persönlichkeit deshalb als einen "Dorfvorsteher". Eine korrekte wissenschaftliche Bezeichnung für die gesellschaftliche Position des Toten gebe es nicht, da entsprechende schriftliche Überlieferungen der Sachsen nicht existieren.
Die besondere soziale Stellung zeigt sich auch in seinem Kammergrab. Abdrücke von Holzpfosten sind der Beweis dafür. "Das Grab ist mindestens um ein Drittel größer als die anderen Gräber auf dem Friedhof", sagt Brandt. Unschlüssig sind sich die Archäologen noch, ob der Tote in einem Sarg beerdigt worden war. Abdrücke im Grab weisen auf eine Sargkante hin.
Bis auf winzige Reste des Schädels sind die Knochen des Sachsenkriegers nicht mehr erhalten - nur sein Leichenschatten, eine dunkle Verfärbung im Erdreich, weist heute noch auf ihn hin. Das gleiche Bild zeigt sich in allen bisher 250 freigelegten Gräbern der 1985 entdeckten Siedlung bei Elstorf. Der dazugehörige Friedhof stammt aus dem 7. bis 9. Jahrhundert.
Fundstücke im Boden sind dort äußerst selten. Saurer Regen und Nitrate, also Dünger in dem ohnehin schlecht konservierenden Sandboden, setzen den wenigen Fundstücken aus Eisen oder Bronze zu. Die Archäologen gipsen die Metallfunde deshalb sofort ein. "In den Händen würden sie uns sonst zerbröseln", sagt Brandt. Von dem im Grab entdeckten Schwert ist im Grunde nur der Rost erhalten, der sich auf dem Eisen gebildet hat. Die eingegipsten Fundstücke machen die Archäologen später anhand von Röntgenbildern sichtbar. Aufnahmen von den Grabbeigaben, hergestellt von der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt Nord in Harburg, hat Jochen Brand gestern im Kreishaus präsentiert.
Als Grabbeigabe hatte der Sachsenkrieger ein 50 bis 60 Zentimeter langes Schwert. Es handelt sich um ein sogenanntes Sax, wie Experten ein solches einschneidiges Hiebschwert nennen. Die Waffe sei dem Toten in die Armbeuge gelegt worden. Laut Joachim Brandt sei das ungewöhnlich. Normalerweise würde ein Schwert neben die Beine gelegt. Ihrem Anführer hatte die Dorfbevölkerung noch eine Lanze beigelegt, deren Abdruck im Erdreich deutlich sichtbar ist. Die etwa 40 Zentimeter lange Lanzenspitze aus Eisen ist noch erhalten und in Gips gesichert.
Im Grab fanden die Archäologen noch einen Schildbuckel, das ist ein Teil des Schildes zum Schutz der Hand. Der tote Dorfvorsteher hatte auch eine Pinzette bei sich - ein typisches Fundstück in Männergräbern der Sachsen. Sie diente wohl zur Hygiene, etwa um den Bart oder Augenbrauen zu zupfen. Der Archäologe und seine Grabungshelfer entdeckten zudem einen sogenannten Fauststahl, das Feuerzeug des 7. Jahrhunderts. Mit dem Fauststahl habe man auf den Flint, den Feuerstein, geschlagen und so einen Funken erzeugt, erklärt Brandt.
Wie geht es weiter mit den herausragenden archäologischen Fundstücken? Restaurator Tjark Petrich vom Archäologischen Museum wird Lanze, Schwert, Schildbuckel und Pinzette aus ihren Gipspanzern befreien und rekonstruieren. Jochen Brandt plant zusammen mit dem Landkreis Harburg und der Gemeinde Neu Wulmstorf eine Ausstellung im nächsten Jahr.
Der Kreisarchäologe hofft, Geld für ein Forschungsprojekt akquirieren zu können. Mit einer sogenannten Strontiumanalyse möchte Jochen Brandt das Rätsel lösen, woher der "älteste bekannte Ortsvorsteher Elstorfs" ursprünglich stammt.
Quelle: Hamburger Abendblatt
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