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Seltsamer Stein in Vogelform aus Basalt?
in Fragen an den Archäologen 16.03.2011 11:12von neandi • 4 Beiträge
Guten Tag,
ich bin sehr erfreut, dass ich auf Archeworld.de gestoßen bin. Vielleicht kann mir jemand weiterhelfen. Ich habe vor etwa zwei Jahren einen ca 23 cm großen Stein, in einer vogelähnlichen Form in einem Bächlein inmitten Wald und Wiese, gefunden. Da der Stein eine auffallend schöne Form aufwies, habe ich ihn mitgenommen. Ich habe die Vermutung, dass er aus Basalt ist. Er hatte ein Gewicht von ca vier kg. Einige Zeit später ist mir aufgefallen, dass sich an der rechten Steite des Vogels Ritzungen befinden, Ich glaube eine Raute und darunter folgend eine Zickzacklinie mit vier Dreiecken zu erkennen.( Diese Wahrnehmung beruht auch auf Betrachtungen meiner Freunde). Die ganze Ritzung ist ca 7 cm lang. Leider sind die Ritzungen mittlerweile nur im Zwielicht zu erkennen. Die Oberfläche des Steines hat sich durch die Wasserverdunstung verändert ( ich war früher einmal Baustoffprüfer). Also die Ritzungen sind oder waren wirklich einmal da, Freunde von mir haben sie auch wahrgenommen. Kennt jemand ähnliche Steine? Oder können die Ritzungen einfach so entstehen? Die Form des Steines könnte ja duch Abrollung und Erosion entstanden sein. Falls es etwas altes sein sollte aus welcher Zeit könnte es stammen?
Vielen herzlichen Dank schon einmal für Antworten im Voraus.
Neandi
RE: Seltsamer Stein in Vogelform aus Basalt?
in Fragen an den Archäologen 16.03.2011 14:09von gaggii • Administratorin | 162 Beiträge
Hallo Neandi,
erst einmal herzlich Willkommen im Forum von Archeoworld.
Und nun zu Deiner Frage:
es ist natürlich schwer, etwas über Deinen Fund zusagen, ohne ihn gesehen zu haben.
Es ist durchaus möglich, dass Du eine Vogelfigur mit Ritzungen gefunden hast. Entsprechende Verzierungen finden sich öfters bei verschiedenen Keramikformen. Meist stammen entsprechende Verzierungen aus dem Neolithikum. Jedoch müsste man hierzu zumindest wissen, aus welcher Region Dein Fund stammt. Auch auf verschiedenen Figuren können sich solche Verzierungen finden. Oftmals stammen sie dann aus einem rituell gedeuteten Komplex. Ein Fund aus einem Bach würde zu solch einer Annahme durchaus passen.
Vogelfiguren, besonders die Darstellung von Wasservögeln könnten zu einem schamanistischen Hintergrund passen.
Falls Du ein Foto von Deinem Fund hast, könnte ich Dir vielleicht etwas mehr sagen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass entsprechende Ritzungen durch die Lagerung im Wasser entstanden sind, ist eigentlich eher gering. Zumindest wenn es sich um eindeutige geometrische Formen handelt. Natürlich wird diese Ritzung durch das Wasser etwas undeutlicher. Aber wenn Du sie noch erkennen kannst, könntest Du sie vielleicht mit einem wasserlöslichen Stift nachzeichnen, so dass sie deutlicher zu erkennen ist.
So kann ich Dir leider nicht mehr dazu sagen. "Ferndiagnosen" sind für Archäologen meistens nicht möglich und wir tun dies auch nur äußerst ungern, da es sich gerade bei Steinen auch oft um natürlich entstandene Formen handeln kann, die eben nur durch Zufalls aussehen, als wären sie von Menschenhand geschaffen worden.
Wie gesagt, solltest Du ein Foto haben, wo vielleicht auch die Einritzungen zu sehen sind, könnte ich Dir zumindest sagen, in welcher Kultur diese Verzierung vorkommt und aus welcher Zeitstellung sie stammen könnte. Jedoch kann man ohne den Fund genauer untersucht zu haben, natürlich keine wirklichen Aussagen dazu treffen.
Ich hoffe, ich konnte Dir trotzdem ein bißchen weiterhelfen.
Gruß
Gaggii
Nichts ist haltbarer als ein gut gegrabenes Loch!
RE: Seltsamer Stein in Vogelform aus Basalt?
in Fragen an den Archäologen 17.03.2011 14:05von neandi • 4 Beiträge
Hallo Gaggii,
vielen Dank für Deine Antwort. Der Stein stammt aus einem Bach in Immendorf unterhalb unseres Hauses. Immendorf liegt bei Koblenz.. Der Stein war zum Teil im Bachsand vergraben und hob sich aufgrund seiner Form und Oberfäche von den anderen Steinen ab. Also es gibt keinen Stein, der so ähnlich aussieht, ich bin seit zwei Jahren dabei nach einer ähnlichen Form zu suchen, bislang habe ich keinen Doppelgänger gefunden, was natürlich nichts heißt. ( Die Form könnte ja durch das Wasser oder so entstanden sein). Der Bach entspringt etwa 400 m vor der Fundstelle. Es ist eher ein kleiner Bach, ohne viel Strömung. Ich habe noch weitere Steine ( Dechselform, Schalenstein, Spitze?) gefunden. Natürlich kann das alles auf natürlichem Wege entstanden sein. Ich würde die Bilder dieser Steine auch gerne einmal mailen. Auf dem Vogelstein befindet sich meiner Betrachtung nach nur diese eine Ritzung und sie hob sich anfangs von der übrigen Oberfläche ab. Leider verschwimmt die Struktur der Oberfläche auf dem Foto ineinander. Also ein rauteähnliches Zeichen, das seitlich am Kopf beginnt, davor noch zwei geknickte Linien und nach der Raute folgen aneinander vier Dreiecke (Zickzacklinie). Auf dem Foto kann man die Ritzung an der rechten Bildseite ansatzweise sehen, wenn man etwas Abstand vom Bildschirm nimmt. Etwa zehn Meter von der Fundstelle fließt eine Trinkwasserquelle in den Bach, (ich habe früher dort manchmal Wasser holen müssen). Weiter habe ich Lösskindel an dieser Quelle gefunden. Weiter oberhalb habe ich Wellenfußkeramik aus dem 13. /14. Jh entdeckt. Es gibt eine Homepage über Ausgrabungen der Burg Vechta, da hab ich die Keramik mit meiner verglichen.
Ich habe natürlich weiter nach Keramikscherben gesucht und auch welche gefunden. Sie sehen aber anders aus als die Steinzeugkramik. Die Keramik ist sehr dick, hat eine hellbraune Farbe, in dieser befinden sich kleine schwarze Teilchen und Steinchen (meine Ich zu sehen). In diese Keramik sind zwei Linien reingeritzt. Die Keramik ist hellbraun und mit einer grauen Farbe innen und außen überzogen. Es ist aber keine Glasur, die glänzt, (Schlicker?). Es scheint der obere Rand eines Gefäßes zu sein, Eine Art Henkel in dieser Form mit einer längliches Ritzung hab ich aúch gefunden. Vielleicht ist es ja´normale Gebrauchskeramik aus dem Mittelalter. Aber wenn ich darf würde ich gerne ein Scherbenfoto schicken. Wie Du sicher merkst interessiert mich das alles sehr, ich hoffe ich nehme nicht zu viel von Deiner Zeit in Anspruch. Vielen Dank für Dein Interesse.
Herzliche Grüße
Neandi
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RE: Seltsamer Stein in Vogelform aus Basalt?
in Fragen an den Archäologen 17.03.2011 22:27von gaggii • Administratorin | 162 Beiträge
Hallo Neandi,
danke für die Fotos. Was die Vogelfigur betrifft, kann man da aufgrund der Bilder keine wirkliche Aussage machen. Die Form würde eine Deutung als Vogelfigur vermuten lassen. Jedoch lässt es sich schwer sagen, ob hier vielleicht eine natürliche Form des Steines vorliegt oder ob der Stein bearbeitet wurde. Durch die Lagerung im Wasser oder besser im Bach lassen sich Bearbeitungsspuren nur sehr schwer erkennen, da sie durch die Strömung, auch wenn sie sehr gering ist, vermutlich abgeschliffen wurden. Die Einritzung ist wirklich nur sehr schwer zu erkennen. Es ist denkbar, dass man vielleicht auch in einer natürlichen Steinform, die einem Vogel ähnelt, entsprechende Ritzungen vorgenommen hat. Die Art der Einritzung würde wie schon gesagt einen neolithischen Ursprung vermuten lassen. Während des Neolithikums waren in der Fundregion entweder die Bandkeramische Kultur, die Rössener Kultur oder die Michelsberger Kultur ansässig (zeitlich aufeinander folgend). Bei allen diesen Kulturen kommen auch Tierdarstellungen vor, meist in keramischer Form, jedoch gibt es auch zahlreiche Tier- oder auch Vogelfiguren aus Flint oder anderen Gesteinsarten. Beim Flint sind es dann meistens sehr kleine Figurinen, sogenannte Mikrolithen. Bei anderen Gesteinsarten hängt die Größe dementsprechend von der Beschaffenheit des Materials ab. Bei Basalt wären also durchaus auch größere Figuren denkbar.
Das dritte Foto, dass Du abgebildet hast, sieht auf den ersten Blick wie eine unfertige Steinaxt aus. Das Vordere Teil scheint schiffsförmig gestaltet zu sein. Eine Form, die ebenfalls in verschiedenen neolithischen Kulturen zu finden ist. Um hier eine Aussage über die Kultur zu machen, hätte auch das Endstück bearbeitet sein müssen. Gerade die Endteile der Steinäxte weisen starke Unterschiede auf, die eine Zuordnung ermöglichen. Da jedoch auch hier auf dem Foto keine Bearbeitungsspuren erkennbar sind, könnte es sich auch wieder um eine natürliche Gesteinsform handeln, oder aber die Bearbeitungsspuren sind auch hier durch die Strömung abgeschliffen worden. Zumindest würde das schiffsförmige Vorderteil für die Fundregion zur Rössener Kultur passen. Hier hätten wir dann zumindest eine kulturelle Übereinstimmung zwischen der "Vogelfigur" und der "Steinaxt". Auch die Rössener Keramik weist Verzierungen mit Linien und Dreicken auf. Aber dies sind halt nur Vermutungen, die die Fotos und Deine Beschreibungen ohne nähere Untersuchung zulassen.
Was die Beschreibung der Keramikscherben angeht, die Du gefunden hast, ist die Dicke der Keramik kein Grund, warum sie nicht aus dem Neolithikum stammen könnte. Die kleinen Teilchen die Du sehen kannst, sind die Magerung des Ton. Manch eine keramik hat eine gröbere Magerung und diese kann man dann noch sehr gut erkennen. Auch die Farbe der Keramik würde einen neolithischen Ursprung nicht ausschließen, ebenso wie die Verzierung. Doch besonders Randscherben oder Henkelfragmente könnten ganz gute Hinweise auf die kulturelle Zuordnung geben, da hier die verschiedenen Kulturen meist ihre eigene Formgebung besaßen.
Natürlich kannst Du mir gerne ein Foto von den Scherben per Mail zusenden. Ich werde Dir meine Emailadresse über die Privatmail hier im Forum zukommen lassen.
Ich stelle hier noch kurz ein Foto von Keramik der Michelsberger und der Rössener Kultur mit hinein. Dann kannst Du sie ja vielleicht schon einmal mit der Ritzung an der Vogelfigur und Deiner Keramikscherben vergleichen.
Die obere Keramik stammt von der Michelsberger Kultur, die untere von der Rössener Kultur.
Es tut mir leid, dass ich Dir nicht mehr zu Deinem Fund sagen kann.
Viele Grüße
Gaggii
Nichts ist haltbarer als ein gut gegrabenes Loch!
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