#1

steine fotografieren

in Fragen an den Archäologen 10.09.2014 23:22
von frau ratte • 8 Beiträge

komme gerade von einer dolmen-besuchs-tour aus der bretagne zurück.

nachdem ich mich vor allem für gravuren und reliefs auf steinen interessiere, schlägt mein herz natürlich jedesmal höher, wenn ich in einem solchen kammergrab solche gravuren finde. in den touristisch weniger bekannten sachen allerdings sieht man es immer wieder, dass zeichnungen mit kreide nachgemalt sind, was das fotographieren beinahe unmöglich macht, weil der dafür notwendige schlagschatten durch die weiße kreide schlicht verschwindet.
mich kostet es dann ziemlich viel kraft nicht mit dem putzen anzufangen, um doch noch ein gutes foto einzufangen, denn der haken ist: die gravuren sind meist sehr viel detailreicher als die kreide-übermalungen, und auf genau diese details kommts mir an.

gibt es irgend eine methode -- neben der frottage (das ist für diesen rohen stein nicht die beste methode, hab ich rausgefunden) oder dem durchpausen auf folie -- von der ich noch nix weiss, wie man trotz kreide ein kontrastreiches foto hinbekommt? ich hätte das gefühl mich irgendwie strafbar zu machen, wenn ich die kreide einfach mit wasser abbürsten würde.
im hinmalen vorn irgendwelchem zeug scheinen die besucher nicht wirklich ein problem zu haben, neben den schlangenszenen findet man dann hin und wieder auch mal ganz profane kinderzeichnungen. aber wenn da einer mit wasserflasche und nagelbürste auftaucht, würde man sich sicherlich bedanken.

p.s. ich hab dort auch leute beobachten können, die mit den menhiren kuscheln... was um himmels willen tun die da? leider ist mein französisch höchst mies, ich hab mich das fragen nich getraut...

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#2

RE: steine fotografieren

in Fragen an den Archäologen 13.09.2014 23:11
von gaggii • Administratorin | 162 Beiträge

Ich denke mal, es war eine gute Entscheidung die Kreide nicht abzuwischen ;-)
Wie Du schon sagtest, es ist recht schwierig Gravuren in Stein zu fotographieren. Für unsere Dokumentationen machen wir in der Regel eine Abzeichnung, d.h. die Gravuren werden, wie Du es schon vermutet hast, durchgepaust. So erhält man die detailreichste Abbildung solcher Gravuren. Und natürlich lassen sie sich auch fotographieren .... Alles was Du dazu benötigst ist eigentlich eine sehr gute Spiegelreflexkamera, wobei hier die analogen (also mit Film) Kameras zu empfehlen sind. Aber mit einer sehr guten digitalen Kamera bekommt man das notfalls auch hin. Und natürlich brauchst Du ein Stativ. Dann nur noch die richtige Belichtungszeit einstellen, möglicherweise noch Schirme aufstellen, die den Stein mit Licht versorgen .... keine direkte Lichtquelle auf die Gravur richten, sonst erhälst Du die unerwünschten Schatten ..... und dann sollte das eigentlich funktionieren :-)

Ach ja, die Leute die so gerne mit Menhiren kuscheln oder auch schon mal einen Baum umarmen :-) Auf die trifft man bedauerlicherweise recht häufig an solchen Stellen. Sie erzählen Dir dann etwas von einer besonderen Energie, Schwingungen oder auch Tönen und anderen Geräuschen die man angeblich wahrnehmen kann ;-) Ich habe schon eine Menge dieser Steinsetzungen gesehen und auch untersucht ..... aber entweder bin ich nicht empfindsam genug oder mein wissenschaftlicher Geist ignoriert so etwas ..... aber ich konnte so etwas bisher noch nicht wahrnehmen. Was vielleicht auch daran liegen kann, dass ich die Menhire bisher nicht umarmt habe :-D


Nichts ist haltbarer als ein gut gegrabenes Loch!

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#3

RE: steine fotografieren

in Fragen an den Archäologen 14.09.2014 17:47
von frau ratte • 8 Beiträge

merci für die info, dann also durchpausen....
(wir haben uns eine ziemlich gute digitalkamera angeschafft, aber ich lag also doch nicht falsch mit dem gedanken, die alte analoge pentax meiner jugend wieder zu reaktivieren... die digitale spürt allerdings feinheiten in den gravuren auf, die man so mit dem blanken auge nicht sieht, das ist cool irgendwie...)

nächste frage: ich hab das durchpausen bislang noch nie ausprobiert, weil ich nicht recht weiss auf was.
ich geh zwar manchmal her und lege so ne dünne geschenkverpackungs-folie (weil sie billig ist und man kriegt sie überall, habbich mal in größeren mengen angeschafft, um meine aquarelle für den verkauf zu verpacken) auf kartenmaterial, um bestimmte fundorte mal in bezug zueinander ohne die modernen bauten besser sehen zu können, ohne gleich die karte zu versauen, aber das handling dieser folie ist nicht witzig, solang sie nicht absolut plan liegt (sagenhaft dünn).
gibt es da besseres?

p.s. das mit den umarmern hab ich mir schon beinah gedacht. das witzige ist: ich HAB sensitivität genug um energien aufzuspüren, aber steine schweigen mich generell an. ich weiss immer nur, wo menschen begraben sind oder viel gebetet oder verehrt wurde (drum hat mich die grabplatte von petrus im neuen museum beinah in die bewusstlosigkeit geschossen, das ding strahlt wie ein atomreaktor). für mich immer grund, mich dann erstmal zu versichern dass ich nicht irre bin, also seh ich mir die grabungsberichte an. DIE zählen dann. und witzigerweise stimmen grabungsbericht und mein "bodenradar" ziemlich gut überein. aber steine selbst reden nicht. nicht SO jedenfalls. insofern find ich das schon schräg, das kuscheln zu beobachten (is ja neu für mich). auch hier: merci für die info, das ist was, dem ich glaubich mal nachgehen muss (ich geh dank deiner erwähnung des fachs "museologie" ab oktorber wieder studieren, und hab mir als nebenfach ethnologie ausgesucht, spezialgebiet aberglauben. ich halte steinekuscheln für einen aberglauben, jetzt interessiert mich das. vielleicht doch mal feldforschung mit diesen leuten betreiben.)
langsam begreif ich auch, warum es in den französischen museumsshops so viel reine fachliteratur gibt... und sogar einen führer mit dem titel "les megalithes, ésoterisme et réalité, der die mythen auf die füsse der wissenschaft stellt. die franzosen gehen sowieso sehr offensiv-konstruktiv mit dem thema um, scheints mir, um die druiden-projektionen auf den boden der tatsachen zu stellen... aber das ist eher ein ganz eigenes thema.

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