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Im Wurzelwerk auf Spurensuche

in News-Ticker 28.11.2011 12:30
von Natty • 61 Beiträge

Im Wurzelwerk auf Spurensuche
Von Stephanie Peine, 28.11.11, 09:43h

30 Jahre lang haben zwei ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger an der alten Burg Erberich nach archäologischen Hinterlassenschaften gesucht und nie etwas gefunden. Dann wüteten die Stürme Kyrill und Cynthia durch das Bergische - und legten kleine Schätze aus vergangenen Zeiten frei.

Odenthal - Eigentlich fehlt nur noch der Spinnwirtel. Das wäre der Durchbruch. Denn wo ein Spinnwirtel (Handspindel zum Spinnen von Wolle) gefunden wird, da war einmal häusliches Leben, mit allem, was dazu gehört. Aber so weit sind Gisela und Herbert Brühl im Fall der alten Burg Erberich, von der heute nur noch ein paar Erdwälle im Wald zu sehen sind, noch lange nicht. Die beiden ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger des Amtes für Bodendenkmalpflege, Außenstelle Overath, sind seit Jahren auf dem Gelände innerhalb der früheren Burganlage unterwegs, um Funde zu sichern, die über die weitgehend unbekannte Geschichte der Burg Aufschluss geben könnten.

„30 Jahre lang haben wir hier gesucht und nie etwas gefunden“, erinnert sich Herbert Brühl. Zwar lagen in den umgebenden Wiesen Steinwerkzeuge aus der Jungsteinzeit (5000 bis 2000 v. Chr.), Scherben aus der Frühlatène (bis 500 v. Chr.) und schließlich auch sehr zur Überraschung sechs römische Scherben von einer Amphore oder Töpfen aus der Kaiserzeit, die auf das 2. Jahrhundert nach Christi datiert wurden, aber auf dem Gelände der eigentlichen Burg – stets Fehlanzeige.

Doch wo aus finanziellen Gründen noch nie archäologische Grabungen stattgefunden haben, da kommt manchmal der Zufall zu Hilfe. In diesem Fall Kyrill und Cynthia, die Stürme, die 2007 und 2010 über das Land fegten und in den Wäldern viel Kleinholz hinterließen. „Dann wissen wir immer, dass wir wieder raus müssen“, erklärt Herbert Brühl. Denn umgestürzte Bäume, die mitsamt ihrem Wurzelballen aus der Erde gerissen werden, sind für das Ehepaar Glücksfälle. „Da klafften plötzlich riesige Löcher in der Erde“, so Herbert Brühl.

Und in einem dieser Löcher sah Gisela Brühl etwas schimmern. „Ich bin dann reingekrochen und habe ein kleines Beilchen gefunden“, freut sich Herbert Brühl noch heute. Eine Gerätschaft, die in Vorzeiten von Hirten genutzt wurde, um Holz zu hauen oder kleine Unterstände zu bauen. „Hier könnte also Vieh- oder Almwirtschaft betrieben worden sein“, vermutet Herbert Brühl.

Nach dem alten Grundsatz: Wo eine Scherbe oder ein Werkzeug liegt, liegen auch noch weitere, nahmen die beiden ganze erdverklumpte Wurzelballen auseinander, ließen die Erde durch ihre Hände rieseln, bis sie sicher waren, kein Artefakt übersehen zu haben – und bis der Baum bis zum hölzernen Stamm seziert war. Und so fanden sich noch einige Scherben, etwa eine Randscheibe mit Muster. „Ich dachte erst, die wäre von einer Urne“, so Herbert Brühl. Doch die Erdprobe, die die Bodendenkmalpfleger nahmen und untersuchen ließen, zeigte Siedlungscharakter. „Da war kein Leichenbrand, fehlten Asche und Knöchelchen, wie man sie auf Begräbnisplätzen findet.“ Innerhalb der Burg fanden sich zudem 16 Scherben aus der Eisenzeit.

So wird also immer wahrscheinlicher, dass die Burg Erberich während vieler Epochen Anlaufstelle für Menschen war. Doch ob die Anlage lediglich als Fliehburg oder über längere Zeit auch als Wohnplatz diente, dieser Beweis steht bis zur Entdeckung des Spinnwirtels noch aus.


Quelle: Rhein-Berg-Online


ARCHÄOLOGEN: Graben Leichen für Geld aus.

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