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Seit 3500 Jahren besiedelt

in News-Ticker 24.11.2011 16:19
von Natty • 61 Beiträge

Seit 3500 Jahren besiedelt

Eglingen. Grabungen der Archäologischen Denkmalpflege sorgten in diesem Jahr für Aufsehen. An drei verschiedenen Stellen wurde nach Spuren der Vorfahren gesucht. Nun fand die Vorstellung der Ergebnisse statt.

So richtig ungestört arbeiten konnten die Grabungsmitarbeiter der Archäologischen Denkmalpflege im Regierungspräsidium Tübingen wohl nur zu wenigen Zeiten. Denn das Interesse an dem, was vor der eigenen Haustür in der Erde schlummert, war bei den Eglingern groß. Drei Baumaßnahmen wurden im Februar, im April und im Mai an verschiedenen Stellen begonnen und bereits beim Abtragen der oberen Bodenschicht taten sich - zumindest für das geschulte Auge eines Archäologen - weit zurückreichende Geschichten auf.

Eglingen sei dem Archäologischen Denkmalamt vor diesen Aktionen weitgehend unbekannt gewesen, wie Referatsleiter Dr. Frieder Klein am Dienstagabend im Feuerwehrgerätehaus vor den zahlreichen Besuchern verdeutlichte. "Jetzt aber wissen wir ganz genau wo es liegt und werden uns wohl noch häufiger hier auf der Alb sehen lassen". Denn was im Sießweg, in Hanfgärten und im Hartweg an Funden zutage befördert wurde, sei zwar nicht unbedingt spektakulär, es erweitere aber doch das Geschichtsbild von Eglingen deutlich. "Und diese Aktionen haben gezeigt, dass sich Archäologie und Bau durchaus miteinander verknüpfen lassen", so Klein. Die Forscher erschlossen verschiedene neue Möglichkeiten und Erkenntnisse, darüber hinaus stecke aber immer noch viel geschichtliches und wissenschaftliches Potenzial im Boden.

Überall war es die gleiche Ausgangssituation: Eine Baumaßnahme, bei der sich im Rahmen der Aushubarbeiten archäologische Spuren zeigten. Nicht tief verschüttet, sondern vielmehr unmittelbar "unter unseren Füßen direkt unter der Oberfläche". Also rückten die Rettungsgraber an, um einer akuten Gefährdung und Zerstörung zahlreicher Geschichtszeugnisse entgegenzuwirken und sie sicher zu bergen, um diese als Geschichtsquellen zu erhalten und nutzbar zu machen. "In Eglingen galt zu retten, was zu retten ist". Dies allerdings unter dem wesentlichen Gesichtspunkt der "Angemessenheit" mit Blick auf die geplanten Bauvorhaben, die keine größeren Aufschübe duldeten. "Wir tragen nicht das Denkmalschutzgesetz unterm Arm und fuchteln damit herum, sondern füllen es zum Nutzen aller - also der Öffentlichkeit und der ganzen Region - mit Leben. Damit dies gelingen kann, müssen Kompromisse gefunden werden", führte Klein aus. Wissen und Kenntnis über Kulturlandschaft und Archäologie seien eng mit der viel beschworenen Nachhaltigkeit verzahnt und so musste es auch in Eglingen gelingen, Geschichte und Bauvorhaben zusammenzubringen.

Mit einer Größe von rund 3000 Quadratmetern fand die Archäologische Denkmalpflege im Sießweg die größte Grabungsfläche vor. Die Erhaltungsbedingungen seien hier aufgrund einer leichten Mulde "extrem gut" gewesen. Bei den Grabungen stieß das Team auf Siedlungsreste aus dem 7./8. Jahrhundert nach Christus, aus der keltischen Zeit im 4. Jahrhundert v. Chr. und aus der Bronzezeit um 1500 v. Chr. In Hanfgärten fand sich ein Gräberfeld wohl aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. mit insgesamt 47 Gräbern auf 400 Quadratmetern. Viele Felder blieben ungeöffnet, gerechnet wird in diesem Wohngebiet wohl mit rund 580 Gräbern, die im "unterirdischen Archiv" gut erhalten bleiben. Geborgen wurden neben Skeletten auch Grabbeigaben wie Perlen und ein Schwert. Im Hartweg schließlich wurden Siedlungsreste aus der Zeit 1000 v. Chr. gefunden. "Die erste Erwähnung Eglingens stammt aus dem Jahr 904. Unsere Aktionen verlängern also die Geschichte Eglingens um rund 2400 Jahre", betonte Klein. Es sei "richtig und wichtig" gewesen, hier einzusteigen, denn so manche Siedlungsreste, die geborgen werden konnten, seien äußerst selten und für die Region fast gar einzigartig. Nach wie vor gebe es noch etliche offene Fragen zur Siedlungsgeschichte auf der Schwäbischen Alb. Es stecke noch viel im Boden, das es zu erforschen, aber auch für nachfolgende Generationen zu bewahren gelte. Sobald die derzeit tiefgekühlten Fundstücke aufbereitet sind, werden sie den Eglingern vorgestellt. Das kann jedoch noch einige Zeit in Anspruch nehmen, wie Klein erklärte.


Quelle: Südwest Presse


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