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Getreidesaft der Sumerer war womöglich doch kein Bier

in News-Ticker 17.01.2012 13:06
von Natty • 61 Beiträge

Getreidesaft der Sumerer war womöglich doch kein Bier

Trotz Hymne auf die sumerische Biergöttin Ninkasi: Ein Wissenschaftshistoriker bezweifelt bisherige Theorien

Berlin/Wien - "Du bist es, die das Bierbrot im großen Ofen bäckt (...) Du bist es, die das Malz in einem Krug aufquellen lässt; die Wogen steigen, die Wogen fallen. (...) Ninkasi, du bist es, die das gefilterte aus dem Auffanggefäß holt, es ist wie der Ansturm des Tigris und des Euphrat." Diese poetischen Worte stammen aus einem 3.800 Jahre alten Text, der als die erste Hymne auf das Bier und die sumerische Biergöttin Ninkasi gilt.

Dass bereits im alten Mesopotamien Getreidesaft ein beliebtes Getränk war, ist durch archäologische Funde von Keilschrifttafeln und Überresten verschiedener Gefäße gut belegt. Was aber außer den beiden Basisingredienzien Gerste und Emmer - einer Weizenart - damals in den Tonkrügen gärte (wenn überhaupt), ist weitgehend unbekannt, macht der deutsche Wissenschaftshistoriker und Keilschriftexperte Peter Damerow nüchtern klar.

In seinem letzten Text, der dieser Tage im "Cuneiform Digital Library Journal" publiziert wurde, äußert der im November verstorbene Damerow große Zweifel, ob das in der Antike höchst populäre Gebräu überhaupt ein Bier gewesen sein könnte. Dadurch gerät aber auch die verbreitete Theorie ins Wanken, wonach die Braumeister Mesopotamiens gebackenes Fladenbrot aus Gerste oder Emmer in ihre Maische gebröckelt haben.

Sehr wenig rezepttauglich erschien Damerow jedenfalls in seinem Text, dass die Menge der Rohstoffe, die den Brauern von der zentralen Gemeingutverwaltung zugeteilt wurden, in einigen Fällen über Zeiträume von zehn Jahren unverändert blieb. Auch die "Hymne an Ninkasi", aus der eingangs zitiert wurde, liefert nach Damerows Auffassung keineswegs verlässliche Informationen über die Bestandteile und Abfolge des Brauvorgangs. Beispielsweise fehlt die Angabe, wie das Keimen des Getreides zum richtigen Zeitpunkt gestoppt wurde.

Entsprechend seien auch "erfolgreiche" Nachbrau-Experimente von Archäologen der Universität München mit Vorsicht zu genießen. Damerows skeptische Schlussfolgerung: "Angesichts der begrenzten Kenntnisse über die sumerischen Brauprozesse wissen wir nicht einmal sicher, ob das Endprodukt überhaupt Alkohol enthielt." Womöglich sei es dem osteuropäischen Brottrunk Kwas ähnlicher als einem Pils oder Weißbier. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 14./15.1.2012)


Quelle: Der Standard


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