Die Uramerikaner begannen früher mit der Großwildjagd
Bisher galten die Menschen der sogenannten Clovis-Kultur als die ersten, die in Nordamerika Mastodonten jagten. Nun hat ein amerikanisch-dänisches Forschungsteam nachgewiesen, dass die amerikanische Elefantenart den Menschen bereits 1.000 Jahre früher als Nahrung diente.
Eine Speerspitze aus Knochen bringt momentan Bewegung in die Urgeschichte Nordamerikas. Bereits in den späten 1970er Jahren wurde die in einer Rippe steckende Spitze zusammen mit den weiteren Knochen eines amerikanischen Mastodons (Mammut americanum) in Manis im US-Bundesstaat Washington ausgegraben. Durch ihr Verteilungsmuster sowie die Entdeckung, dass einige der Knochen zerbrochen waren, vermutete schon der Ausgräber Carl Gustafson, der »Vorzeitelefant« sei durch Menschenhand getötet und zerteilt worden. Da an der Fundstelle allerdings keinerlei Anzeichen für Steinwerkzeuge vorlagen, war sowohl die Speerspitze als auch das Alter der Fundstelle in den letzten 30 Jahren sehr stark umstritten.
Ein Forschungsteam um Michael Waters vom Department of Anthropology an der Texas A&M Universität und Eske Willerslev vom Zentrum für GeoGenetics an der Universität von Kopenhagen hat die Funde nun mit modernen Analysemethoden neu untersucht und bewertet. Das in der Rippe steckende Knochenstück konnte so mittels CT-Scans eindeutig als Speerspitze identifiziert werden. Die ebenfalls durchgeführten DNA- und Proteinanalysen der Spitze ergaben, dass sie aus dem Knochen eines Mastodons hergestellt wurde.
Die Daterierung der Rippe mit der C-14-Methode erbrachte ein Alter von 13.800 Jahren: das Jagdereignis fand somit 800 bis 1000 Jahre vor der sog. Clovis-Kultur statt. Diese in ganz Nordamerika verbreitete Kultur war bis vor zehn, zwanzig Jahren die feste Größe für die Erstbesiedlung des amerikanischen Kontinents und den Beginn der Großwildjagd. Mit ihrem Auftauchen vor 13.000 Jahren schienen die Menschen der Clovis-Kultur innerhalb weniger Jahrhunderte gesamt Nordamerika besiedelt zu haben.
Die Clovis-Kultur »unter Druck«
Ab den 80er Jahre ist diese Theorie allerdings immer stärker unter Druck geraten. Nach zahlreichen, allerdings eher schwachen Hinweisen auf frühere Besiedlungsphasen ist Michael Waters im Frühjahr diesen Jahres ein handfester Beweis gelungen. Bei Ausgrabungen in Debra L. Friedkin nördlich von Austin (Texas) entdeckten er und sein Team deutlich archaischer hergestellte Silexwerkzeuge in einer Fundschicht, die strathigrafisch tiefer als die dortigen Fundstellen der Clovis-Kultur liegt. Mit Hilfe der Thermolumineszenz-Methode konnten die Forscher die Sedimente dieser Schicht auf ein Alter von 15.500 Jahren datieren, somit 2.500 Jahre älter als die Clovis-Kultur.
Mit der Neuuntersuchung der Speerspitze von Manis fällt nun auch die Hypothese, dass erst ab der Clovis-Kultur die Megafauna Amerikas gejagt wurde: die Jagd auf die »Vorzeitelefanten« wurde schon deutlich früher eröffnet. Die lange kolportierte herausragende Stellung des Menschen beim Aussterben der Großwildfauna in Amerika wird von der Forschung schon länger bezweifelt. Vielmehr scheinen hier die Klimaveränderungen am Ende der Eiszeit die tragende Rolle zu spielen.
Quelle: Archäologie Online