Ur-Astronomie im Schwarzwald?
Keltische Grabanlage war ein riesiger Mond-Kalender
Die früh-keltischen Gräber auf dem Magdalenenberg bei Villingen-Schwenningen waren auf den Mond und den Sternenhimmel ausgerichtet. Das zeigen neue Untersuchungen von Wissenschaftlern des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz. Die Anordnung der Gräber um das zentrale Fürstengrab stimmt demnach mit den Sternbildern des nördlichen Himmels überein. Die Anlage erfüllte damit die Funktion eines am Mondzyklus ausgerichtetes Kalender-Werks, sagen die Archäologen um Allard Mees. Mithilfe moderner astronomischer Software konnten die Wissenschaftler nun auch das genaue Alter der Anlage bestimmen: Sie stammt aus dem Jahr 618 v. Chr. Die etwa 100 Meter breite Grabanlage ist damit der größte Grabhügel der frühkeltischen Epoche in Mitteleuropa.
Im Gegensatz zu dem weltbekannten Stonehenge, das sich am Verlauf der Sonne orientierte, richtet sich die Anlage auf dem Magdalenenberg nach dem Mond. Den Wissenschaftlern zufolge setzten die Erbauer der Anlage Stangenreihen auf den Hügel, um die Mondwenden zu erfassen. Diese Himmelserscheinungen waren entscheidend für die keltische Zeitrechnung. Durch sie konnten die Kelten Mondfinsternisse voraussagen.
Das Abbild des Sternenhimmels vom Magdalenenberg zeigt eine Sternkonstellation, die von der Wintersonnenwende bis zur Sommersonnenwende zu sehen ist. Allard Mees, Wissenschaftler am Römisch-Germanischen Zentralmuseum, konnte den damaligen Sternenhimmel mittels Computersimulationen rekonstruieren. So wurden die Übereinstimmungen mit den Ausrichtungen der Gräber deutlich.
Schon Caesar berichtete über die Zeitrechnung der keltischen Kultur nach dem Mond. Die ersten Zeugnisse für eine keltische Kultur gehen auf das achte Jahrhundert vor Christus zurück. Ihr Kernsiedlungsgebiet war im heutigen Süddeutschland und in Ostfrankreich. Durch die Eroberungen der Römer und die damit einhergehende Vernichtung der keltisch/gallischen Kultur geriet auch ihre Art der Kalenderrechnung in Vergessenheit. Die Forschungsergebnisse über die monumentale Grabanlage Magdalenenberg dokumentiert die Mondkultur der Kelten nun in beeindruckender Weise, sagen die Mainzer Archäologen.
Quelle: www.wissenschaft.de